Sind Die Deutschen Tief Religiös?

Viele Amerikaner scheinen dieser Ansicht zu sein. Wie kommen die darauf? Die meisten nennen den Bezug auf das Christentum im Namen der Parteien der Union als Hinweis und ebenso den Religionsunterricht an staatlichen Schulen, beides in den USA vollkommen undenkbar. Das der deutsche Staat Kirchensteuer für christliche Kirchen eintreibt, können Amerikaner nicht fassen oder nicht glauben. Oder beides. Wahrscheinlich beides.

Dazu kommen die vielen religiösen staatlichen Feiertage, die Mitspracherechte der christlichen Kirchen in Rundfunk- und Fernsehräten oder in staatlichen Ethikkommissionen, die Grundgesetzlichen Sonderrechte bis zum kirchlich sanktioniertem Partyverbot am Karfreitag (wir berichteten).

Also kann ich nachvollziehen, wie die Amerikaner zu der Einschätzung kommen. Aber richtig ist sie nicht, die Deutschen sind nicht tief religiös.

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Sommer in Santa Cruz

Ich bin immer wieder erstaunt, wie angenehm das Klima hier ist. Das gilt grundsätzlich das ganze Jahr über, wenngleich es im Winter regelmäßig zu frisch ist. Im Sommer ist dieser Makel abgestellt, Temperaturen zwischen 20 und 25 Grad sind für mich perfekt. Im August soll sogar der Pazifik so warm sein, dass man da ohne Neoprenanzug rein kann. Aber ich habe einen, also warum sollte ich das ausprobieren?

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Alles ruhig am East Cliff Drive…

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Alles blüht, …

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… auch unser Kaktus.

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Die Kolibris finden genug Nektar und sind tiefenentspannt

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Am späten Nachmittag zieht der Nebel in die Bucht

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Die Pelikane sind zurück

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Die Wale waren eigentlich nie weg dieses Jahr.

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Unser Pärchen Red Tailed Hawks zieht zwei Junge groß. (mit viel Geschrei, das ist überall dasselbe!)

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Zitronen in unserem Garten. Bisher auch ohne gießen saftig.

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Marriage Equality

Seit gestern haben gleichgeschlechtliche Paare überall in den USA dieselben Rechte (und Pflichten) wie gemischtgeschlechtliche. Ich erinnere mich daran, wie Kalifornien in dieser Frage mit sich gerungen hat, als wir 2008 das erste Mal hier waren. Kalifornien hat als zweiter Staat nach Massachusetts die same sex marriage legalisiert, bis vorgestern folgten weitere 36 Staaten.

Durch Entscheidung des obersten Gerichtshofs der USA gestern sind die verbleibenden 12 Staaten nun auch dort angekommen, wo Kalifornien und Massachusetts schon 2008 waren. San Francisco feiert und das Weiße Haus ist heute Nacht in Regenbogenfarben angestrahlt.

Es ist erstaunlich, wie lange das gedauert hat. Es ist erstaunlich wie schnell es plötzlich gegangen ist.

Meinen Glückwunsch an James Obergefell, die diese Rechte vor dem obersten Gerichtshof durchgesetzt hat (für sich und seinen verstorbenen Partner), meinen Glückwunsch an alle Amerikaner, meinen Glückwunsch an die USA.

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NCA

Ein NCA ist ein Non Compete Agreement, eine Abmachung zwischen meistens dem Arbeitgeber und dem Arbeitnehmer, dass der Arbeitnehmer ohne Zustimmung seines Arbeitgebers keine weitere Arbeit annehmen darf (oder sogar Konkurrenz machen darf).

In Deutschland gilt das sozusagen immer, der Arbeitnehmer hat eine Treuepflicht, der Arbeitgeber hat eine Fuersorgepflicht.

In Kalifornien hat der Arbeitgeber keine Fuersorgepflicht, aber der Arbeitnehmer hat auch keine Treuepflicht. Selbst dann nicht, wenn es explizit im Arbeitsvertrag vereinbart wurde, NCAs sind ungueltig.*

Das heisst, wenn du bei Red Adair eingestellt bis, um brennende Oelquellen zu loeschen, dann kannst du nach Feierabend auf eigene Rechnung losziehen und brennende Oelquellen loeschen, no harm done.

Nichtwahr, wie cool ist das denn!

small_IMG_3615 small_IMG_3617 small_IMG_3882 small_IMG_3889* einzige Ausnahme: Der Verkauefer eines Unternehmens kann nicht gleich am naechsten Tag seine alten Kunden wieder anrufen, wenn mit dem Verkauf ein NCA vereinbart wurde.

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Mindestlohn

Der Mindestlohn ist ein gutes Beispiel dafür, wie die USA funktionieren. Der Mindestlohn in den USA beträgt 7,25 USD pro Stunde. Das ist das gesetzliche Minimum USA-weit. Kalifornien kann davon nicht nach unten hin abweichen, aber nach oben: Es gilt ein Mindestlohn von 9 USD pro Stunde. Ebenso kann die Stadt San Francisco von 9 USD nicht nach unten abweichen, aber nach oben: In der Stadt liegt der Mindestlohn bei 12,25 USD. Los Angeles hat den neuen Mindestlohn gerade auf 15 USD festgelegt, da werde andere nachziehen.

Dokumentationspflichten gibt es nicht, wer willentlich gegen die Regelungen verstößt, muss mit hohen Strafen rechnen. Beim zweiten Vergehen droht Gefängnis.

Ich habe belustigt festgestellt, dass der Mindestlohn in Deutschland einmal mehr ein recht liebevoll ausgearbeitetes Regelwerk zu sein scheint. Ich glaube, da war auch schon wieder diese Andrea Nahles dran? Ach, ich liebe die Frau. Vor allem liebe ich an ihr, dass sie so weit weg ist.

 

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Das hier…

…sind die Datteln einer Dattelpalme bei uns auf dem Grundstück. Ich werde das Gefühl nicht los, dass man mit Datteln “Dinge tun kann”. Hat nicht Karl May beschrieben, dass Datteln getrocknet und dann gegessen werden? Oder geröstet und dann aufgebrüht? Hier läuft das noch so: Sie fallen ab und dann frisst sie der Hund.

Ich bin sicher, da geht mehr. (Ich denke an trocknen, stampfen und rauchen? Erfahrungen, irgendjemand?)

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Crafted in California

Die Kalifornier regen sich gerne darüber auf, dass alles nur noch in China produziert wird (und nicht hier). Nun, zum einen ist es ja nicht untypisch, dass Volkswirtschaften sich von der Produktion weg und zu den Dienstleistungen hin weiterentwickeln.

Zum anderen gibt es aber auch spannende Gegenbeispiele für “Made in California”: Elektrische Motorraeder. Vollkommen lautlos, keine Schaltung und keine Kupplung, sehr viel Drehmoment. Allerdings auch nur 80 Km Reichweite. Das Statussymbol für diejenigen, die sich einen Tesla nicht leisten können. (Oder schon einen haben.)

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University of California Berkeley

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Das Arbeitsleben II

Im wesentlichen Arbeiten die Kalifornier genauso wie die Deutschen. Nicht mehr oder weniger effizient, nicht mehr oder weniger konzentriert und – ganz ehrlich – auch nicht mehr oder weniger lange. Bezahlte Urlaubstage sind gesetzlich nicht vorgeschrieben, es gilt, was vereinbart wurde. Üblich sind 10 Tage für einen Berufsanfänger, das werden mit der Zeit der Zugehörigkeit zum Unternehmen schnell mehr. Ich kenne allerdings auch jemanden, der gleich 38 Urlaubstage in seinem Arbeitsvertrag stehen hatte (mit Sicherheit die Ausnahme). Zu den Urlaubstagen kommen dann noch meistens 7 “personal days”, die als Ersatz für nicht vorhandene religiöse Feiertage gedacht sind, aber auch für Krankheitstage. Feiertage werden vom Unternehmen festgelegt, von den Mitarbeitern erwartet werden mindestens 10 Feiertage, die nicht auf ein Wochenende fallen. Unbezahlte Urlaubstage sind in der Regel kein Problem und wenn der Mitarbeiter mal erst gegen Mittag ins Büro kommen kann, dann ist das trotzdem ein voller Arbeitstag.

Home Office ist sehr verbreitet, die Kommunikation erfolgt über Email, telefoniert wird sehr wenig. Ein Festnetztelefon auf dem Schreibtisch hat meistens nur noch der Empfang, alle anderen Büronummern werden über Voip auf die Mitarbeiterhandys weitergeleitet.

Der Arbeitstag an sich geht von 9:00 Uhr morgens bis 17:00 Uhr Nachmittags, manchmal auch bis 18:00 Uhr. Davor und danach sind die Büros leer. Führungskräfte schreiben schon mal eine Email von Zuhause, aber gearbeitet wird in der Freizeit in der Regel nicht, Freizeit und Familie ist den Kaliforniern wichtig und heilig.

Die Urlaubsreise geht meistens nach Hawaii, Kanada ist zu kalt und nach Mexiko reisen die Kalifornier genauso wenig wie die Deutschen nach Polen. Die Kalifornier sagen, Hawaii sei das Paradies. Kann ich nicht nachvollziehen, ich war noch nie da. Ich glaube, als Deutscher sollte man seine Seele auch nicht gleich überfordern. Also Hawaii erst, wenn uns Kalifornien langweilt. Und das ist noch nicht abzusehen.

Es gibt drei Arten von Büros: Offene Großraum bueros oder “Cubicles” mit hohen Stellwänden (kannste im Stehen nicht drüberschauen) oder niedrigen Stellwänden (kannste nur im Sitzen nicht drüberschauen). Dass man von seinem Schreibtisch aus nicht sieht, wie das Wetter draußen ist, ist betrüblicherweise der Normalfall. Getränke (Wasser, Soda, Kaffee) und Essen (Obst, Joghurt, Snacks) sind für die Mitarbeiter meistens kostenlos. Bei manchen (eher großen) Arbeitgebern ist auch das Mittagessen kostenlos.

Der Umgangston ist freundlich, aber Freundschaften unter Kollegen sind die Ausnahme, das Arbeitsleben wird vom Privatleben ferngehalten. Es gibt keinen “Einstand” oder “Ausstand” und angeredet wird jeder mit Vornamen, meisten in vier Buchstaben oder weniger: Jennifer wird zu Jen, William wird zu Bill und Thomas wird zu Tom. Aber nicht automatisch, wenn Thomas sich als Thomas vorstellt, dann wird er nicht Tom genannt. Mit Adelstiteln können die Amerikaner bestenfalls nichts anfangen, schlechtestenfalls macht man sich damit  lächerlich. Akademische Titel stehen im Lebenslauf und sonst nirgendwo.

Fehler werden indirekt angesprochen “The file did not save.” und geschrien oder gerufen wird nie. Witze, Sprüche oder abwertende Bemerkungen über andere (auch andere Unternehmen) sind vollkommen verpönt. Ich schätze dass ein einziger frauenfeindlicher (oder auslaenderfeindlicher oder schwulenfeindlicher oder antisemitischer) Witz einen Mitarbeiter den Job kosten kann.

Gehalt gibt es alle 14 Tage und nicht an einem bestimmten Tag im Monat. Der Arbeitgeber muss die Rentenversicherung und die Arbeitslosenversicherung bezahlen und Teile der Krankenversicherung. Oder, besser gesagt, der Arbeitgeber muss die Beträge abführen, “Bezahlen” im Sinne von “Dafür arbeiten” muss natürlich der Arbeitnehmer.

So ist das Arbeitsleben in Kalifornien, zumindest für diejenigen, die in irgendeiner Form eine brauchbare berufliche Ausbildung haben. Wer mit nur mit einem Schulabschluss bei Walgreens oder Amazon Regale einräumt oder bei Google das Gelände bewacht, für den ist die Arbeitswelt eine andere, das ist in Kalifornien nicht anders als in Deutschland auch.

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Impfpflicht

In Kalifornien sind in diesem Frühjahr die Masern ausgebrochen, in Disneyland (wo sonst?). Der Ausbruch ist vor der Tatsache zu bewerten, dass die USA eigentlich schon lange Masernfrei sind (seit 15 Jahren, fuer ein junges Land ein langer Zeitraum). Also ist die  Enttäuschung groß, dass die Krankheit zurück ist und es wird darüber diskutiert,  was denn wohl dagegen zu tun sei: Staatliche Impfpflicht? Dazu schreibt ein Leser des Santa Cruz Sentinel:

“While I am all in favor of vaccinations, I do not believe we should allow the state the authority to force such decisions on the public.”

Selbst nach vier Jahren Kalifornien erreicht mich der Satz unvorbereitet. Da spricht der Kalifornier zu seinem Staat wie ein Chef zu seinem Mitarbeiter. “We the peope” erwarten von Kalifornien, Highways, Schulen und Universitaeten zu bauen und zu betreiben und Naturschutzgebiete und Wasservorraete zu verwalten. And that’s about it.

Die Grundidee, dass der Staat sich aus dem Leben der Bürger herauszuhalten habe, ist aus europäischer Sicht ungewöhnlich. Und begründet zum Teil vermutlich auch den Vorwurf der sozialen Kälte. Tatsächlich gibt es kaum Sozialprogramme vom Staat Kalifornien (Die preiswerte Krankenversicherung für einkommensschwache Familien comes to mind and there is probably more. Aber zum Beispiel berechtigen Kinder die Eltern nicht automatisch zum Bezug staatlicher Sozialleistungen).

In Kalifornien erwarten die Bürger nicht nur, dass der Staat sich heraushält, sie ergreifen auch selbst die Initiative. Freiwillige sammeln Müll am Strand, arbeiten in der Obdachlosenunterkunft (betrieben von der Stadt Santa Cruz) helfen Kindern bei den Hausaufgaben oder organisieren Führungen im Naturschutzgebiet. Das freiwillige Engagement in diesem Land ist gewaltig. Und die Spendenbereitschaft ist es auch,

Zurück zu der Impfpflicht, wie ist es ausgegangen? Das Parlament in Sacramento hat beschlossen, ungeimpften Kindern den Zugang zu Staatlichen Schulen und Kindergärten zu verweigern. Die Privatschulen werden voraussichtlich nachziehen. Wer also nicht impft, wird in Zukunft seine Kinder selbst unterrichten müssen (was vollkommen legal ist, again, wie die Kalifornier ihr Leben gestalten, unterliegt nicht staatlicher Kontrolle).

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