Impfpflicht

In Kalifornien sind in diesem Frühjahr die Masern ausgebrochen, in Disneyland (wo sonst?). Der Ausbruch ist vor der Tatsache zu bewerten, dass die USA eigentlich schon lange Masernfrei sind (seit 15 Jahren, fuer ein junges Land ein langer Zeitraum). Also ist die  Enttäuschung groß, dass die Krankheit zurück ist und es wird darüber diskutiert,  was denn wohl dagegen zu tun sei: Staatliche Impfpflicht? Dazu schreibt ein Leser des Santa Cruz Sentinel:

“While I am all in favor of vaccinations, I do not believe we should allow the state the authority to force such decisions on the public.”

Selbst nach vier Jahren Kalifornien erreicht mich der Satz unvorbereitet. Da spricht der Kalifornier zu seinem Staat wie ein Chef zu seinem Mitarbeiter. “We the peope” erwarten von Kalifornien, Highways, Schulen und Universitaeten zu bauen und zu betreiben und Naturschutzgebiete und Wasservorraete zu verwalten. And that’s about it.

Die Grundidee, dass der Staat sich aus dem Leben der Bürger herauszuhalten habe, ist aus europäischer Sicht ungewöhnlich. Und begründet zum Teil vermutlich auch den Vorwurf der sozialen Kälte. Tatsächlich gibt es kaum Sozialprogramme vom Staat Kalifornien (Die preiswerte Krankenversicherung für einkommensschwache Familien comes to mind and there is probably more. Aber zum Beispiel berechtigen Kinder die Eltern nicht automatisch zum Bezug staatlicher Sozialleistungen).

In Kalifornien erwarten die Bürger nicht nur, dass der Staat sich heraushält, sie ergreifen auch selbst die Initiative. Freiwillige sammeln Müll am Strand, arbeiten in der Obdachlosenunterkunft (betrieben von der Stadt Santa Cruz) helfen Kindern bei den Hausaufgaben oder organisieren Führungen im Naturschutzgebiet. Das freiwillige Engagement in diesem Land ist gewaltig. Und die Spendenbereitschaft ist es auch,

Zurück zu der Impfpflicht, wie ist es ausgegangen? Das Parlament in Sacramento hat beschlossen, ungeimpften Kindern den Zugang zu Staatlichen Schulen und Kindergärten zu verweigern. Die Privatschulen werden voraussichtlich nachziehen. Wer also nicht impft, wird in Zukunft seine Kinder selbst unterrichten müssen (was vollkommen legal ist, again, wie die Kalifornier ihr Leben gestalten, unterliegt nicht staatlicher Kontrolle).

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4 Responses to Impfpflicht

  1. Scham says:

    Ich wünsche mir nichts so sehr wie in den USA leben zu dürfen. Wegen der Verfassung, die ich leider besser meine zu verstehen wie viele. Aber leider traue ich mich nicht eine Greencard zB zu beantragen. Die Hürden scheinen so unendlich hoch für jemand wie mich. Auch verstehe und lese ich beinahe alle möglichen Texte auf Englisch aber spreche nach meiner Beurteilung sehr schlecht.

    Hast du einen Tipp? Ich würde alles legale arbeiten wenn ich kommen dürfte.

    • tikay says:

      Wenn Du das noch nicht gemacht hast, wuerde ich an Deiner Stelle Urlaub in den USA machen. Dabei kannst Du auch schauen, wo es Dir gefaellt und wie Du mit der Sprache zurecht kommst. Dein Englisch kannst Du verbessern, in dem Du Filme auf Englisch schaust, BBC hoerst und engl. Buecher und Zeitungen liest. Es ist kein grosses Problem, wenn du die Sprache nicht gut sprichst, aber wenn Du sie gut sprichst, hast Du trotzdem weniger Probleme.

      • Scham says:

        Ich schaue fast nur englische Filme und Dokumentationen. Auch lese ich wirtschaftliche und wissenschaftliche Texte. Ironie und Doppeldeutigkeit bewältige ich sogar nur klemmt es beim sprechen bzw dauert es lang bis es einigermaßen flüssig läuft (wobei immer noch genug Fehler passieren).

        • tikay says:

          Die Amerikaner sind sehr tolerant, was die Sprache angeht (anders als in Deutschland, wo schon ein ausländischer Akzent nachteilig ist). Hast Du schon Urlaub in den USA gemacht und wo würdest Du gerne hinziehen?

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