Die Temperaturen steigen auf 62 Grad Fahrenheit, die Sonne waermt, ich denke der Fruehling ist da.
Archives
Tags
Die Temperaturen steigen auf 62 Grad Fahrenheit, die Sonne waermt, ich denke der Fruehling ist da.
Es gibt Tage, die fangen gut an, nehmen dann unerwartet eine Wendung und werden grossartig: Heute habe ich neben Arbeit in Cupertino zwei Haeuschen weiter die Roasted Coffee Bean entdeckt. Ein von aussen unscheinbarer Laden, doch innen das Kaffeesortiment wie es sein soll, mit Angeboten von ‘Light body’ ueber ‘European’ und ‘Smooth body’ bis ganz hin zu ‘Dark roast’. Die Besitzerin ‘Zoery’ moechte wissen, wo ich herkomme (Die Niederlande vermuten die meisten. Aber das ist nicht ganz richtig). Zoery ist ein grosser Fan von Angela Merkel, so eine starke Frau sei sie, sagt Zoery und schaut ueber den Espressoautomat versonnen hinweg. Mein Kaffee ist da schon eine Weile fertig. “I like Germany”, sagt sie und reicht mir meinen Kaffee.
Me too. I like Germany and I love California.
Ach ja, vier Jahre USA! Vier Jahre, das ist schon einiges an Erfahrung. Zum Besipiel diese hier: Die vier haeufigsten Fragen, die uns in Deutschland gestellt werden:
1. Ihr lebt also in den USA?
2. Und, gefaellt es euch?
3. Wirklich?
4. Wann kommt ihr zurueck?
Die Antworten auf diese Fragen lauten: Ja, ja, ja und keine Ahnung. Und die Zusatzantwort ist: Nein, ich habe kein ‘Whatsapp’.
Nachdem nun das geklaert ist, will ich noch einige weitere Fragen meinen Antworten vorausschicken:
Hm… sehr gute Frage! Ich denke etwa ein Jahr ist da vergangen. Ich glaube dass wir nach zwei Jahren das waren, was die Deutschen “Gut integriert” nennen und was den Amerikanern vollkommen gleichgueltig ist. Wer hierher kommt moechte sowieso im Grunde nichts lieber als moeglichst amerikanisch werden (“Estados Unidos, ole ole!). Und wer hier lebt, moechte im Grunde nichts lieber als moeglichst Deutsch sein (My grand-grandfather had a German cousin, oh yeah!”) oder zumindest moeglichst europaeisch. Aber ich gerate schon wieder ins Plaudern, kommen wir lieber zu meiner naechsten, sehr guten Frage:
Jenseits des offensichtlichen – wir leben in Kalifornien – ist im Grunde alles wie vorher auch. Hehe, das ist jetzt natuerlich Unsinn. Aber es koennte wahr sein. Mir gefaellt das Leben in Kalifornien und mir hat auch das Leben in Berlin gefallen. Also ist im Grunde doch alles unveraendert.
Ich habe gedacht, dass ich mit dem Leben in Deutschland viel Sicherheit aufgebe. Aber zu meiner Ueberaschung ist genau das Gegenteil der Fall, die gefuehlte Sicherheit ist in Kalifornien groesser.
Es gibt einige Gruende, die in der Summe dieses Gefuehlt ausmachen: 1. Es ist einfach Arbeit zu finden und das ist mehr Sicherheit als gesetzlicher Kuendigungsschutz (den ja auch in Deutschland nicht jeder hat). 2. Es gibt weniger “Einmalige” oder “Falsche” Entscheidungen wie Wechsel in die Private Krankenversicherung oder stigmatisierende Ereignisse wie Arbeitslosigkeit, die Luecke im Lebenslauf oder der mehrfache Berufswechsel. Die Amerikaner interessiert das Potential und die Zukunft und damit stehen im Grunde alle Wege offen. In den USA kann man Alkoholiker gewesen sein und trotzdem Praesident werden und wer Herzchirurg ist, kann trotzdem noch LKW Fahrer werden, no problem there. 3. Das Rentensystem funktioniert. 4. Die Gesundheitsversorgung ist auf sehr hohem Niveau (und auch entsprechend teuer). 5. Die Sicherheit im oeffentlichen Raum ist sehr gut, die Polizei kommt, setzt sich durch, wird direkt gewaehlt und sorgt fuer zufriedene Buerger. 6. Die Amerikaner waren schon vor 60 Jahren auf dem Mond, die wissen was sie tun und das gilt auch fuer das Zusammenleben in ihrer Nation (weitgehend). 7. Kram in den USA ist meistens einfach und funktioniert einfach. Komplexitaet schafft Unsicherheit. Bottom line: In Deutschland lebt man sicher. Und das denke ich von einem Leben in Kalifornien auch. Und das haette ich nicht gedacht.
Das Familie und Freunde weit weg sind ist nicht schoen. Die Videotelefonie schafft etwas Ausgleich, das kommt recht nah dran an einen Besuch und wird dafuer sehr viel haeufiger genutzt. Aber wenn die Eltern krank sind und das Kind kotzt, dann hilft kein Skype dann fehlt die Oma.
Ich habe das Gefuehl, dass vor allem unzufriedene darueber nachdenken, aber ich bin sicher: Wer in Deutschland unzufrieden ist, der wird es hier auch sein. Wer auswandert, sollte das vermutlich aus einem anderen Grund tun, oder auch Grundlos, aber besser nicht aus Unzufriedenheit oder aufgrund einer Empfehlung.
Ich habe mir fuer 2016 vorgenommen, die amerikanische Staatsbuergerschaft zu beantragen. Betrueblicherweise sind an dem Prozess auch deutsche Beamten beteiligt, das ist der kleinste Teil, der meiste Aufwand und die groesste Unsicherheit. What can I say. I will keep you posted!
Of course, my pleasure and thanks for having me.
Happy new year 2016!
So dachte ich von unserem Weihnachtsaum liebevoll zusammengebaut aus Treibholz aus dem Pazifik. Feedback war “mixed results”, von “ganz interessant” über “mal was anderes bis hin zu “Was ist das denn?!”
Ja, die Welt ist mal wieder noch nicht so weit…
Wir waren nicht da, das war. Erst war ich zwei Wochen mit E. alleine hier, wir haben uns vertragen:

Dann bin ich auch nach Deutschland geflogen:

(Altes Flugzeug. Viele Schweizer.)
Deutschland:
Rueckflug, Frankfurt,
Es ist schon einige Jahre her (über zehn), damals. Ich war gerade fertig geworden mit dem Studium, es war Herbst und ein regnerischer und trüber Tag in Berlin. Die Studenten streikten (mal wieder) und ich fand mich vor dem Haupteingang der Uni wieder und hatte soeben den studentischen Streikposten davon überzeugt, mich in die Uni zu lassen, damit ich mein Diplom abholen könne. Die Uni war vollkommen leer, das Immatrikulationsbüro war dunkel, ich musste durch rufen auf mich aufmerksam machen. Eine Mitarbeiterin schlurfte aus einem Nebenraum herbei und trat an den Tresen. Ich trug mein Anliegen vor und bekam die Urkunde ausgehändigt, gefolgt von den Worten “Wie sind Sie eingentlich überhaupt hier reingekommen?” (ich hoffe sie meinte das Gebäude und nicht die Uni).
Es ist noch nicht so lange her, gestern. Ich war gerade fertig geworden mit unseren Steuern für 2014, Abgabe ist am 15. April, aber ich hatte verlängert bis 15. Oktober (mal wieder). Es war ein sonniger Herbstag in Santa Cruz und das Postamt war rappelvoll mit Pappnasen, die auch alle verlängert hatten. Die Stimmung war gelöst, vor mir ging es um Tattoos, derweil ich mich mit dem Dude hinter mir über das Surfen unterhielt, er sprach vom Wellenreiten und ich vom Kiten. Die Postbeamtin war superfreundlich, strahlte mich an und rief ‘You did it!‘ Sie überreichte mir die Quittung für mein Einschreiben und begleitete das mit den Worten ‘Congratulations! You are good for another year!‘. Mein neuer Surf-Buddy hinter mir stieg gleich darauf ein: ‘Yeah, man! You did it!’, es folgte ein high-five.
Attitude: die innere Einstellung. Das ist, worauf es am Ende ankommt. Alles übrige ist nur Papier.
“Besteck”, also das gemeine Essbesteck, das heißt hier “Silverware”.
Es passiert mir leider häufig, dass ich in Restaurants nach Besteck fragen muss, oft bei Gerichten, die typischerweise in den USA mit den Fingern gegessen werden, etwa Pommes, Burger, Tacos, Buritos oder Pizza.
Versteht mich nicht falsch, ich habe nichts gegen Menschen, die da mit den Fingern essen, etwa auf dem Campingtrip oder beim Kindergeburtstag. Aber sobald ein Gericht auf einem Teller serviert wird, kann da nicht mit den Fingern reingelangt werden. Das ist im Grunde eine Selbstverständlichkeit (Obst in der Schale ist ausgenommen).
Leider gibt es oft Schwierigkeiten beim Nachordern von “Silverware”. Es kommt vor, dass die Belegschaft danach richtig suchen muss, derweil mein Essen kalt wird (Pizzerias sind in der Hinsicht mehrfach auffällig geworden). Es kommt auch vor, dass ich mit strahlendem Lächeln Plastikbesteck überreicht bekomme. Manchmal erhalte ich auch lediglich eine Gabel (Excuse me!?! Was genau macht man mit *einer* Gabel?).
Diese Nation war auf dem Mond, diese Nation hat ihre ihre Filme, ihre Musik, ihre Kultur auf der ganzen Welt verbreitet. Aber Fischbesteck bleibt eine Seltenheit und die Kuchengabel ist vollkommen unbekannt. Das sind Dinge, mit denen muss man leben, wenn man aus Europa hierher kommt. Und irgendwie geht das dann auch.
Aber schön ist es natürlich nicht.
Mehr Sonnenuntergänge: