Is this paradise?

Der geneigte Leser wird sich noch daran erinnern, dass wir letzte Nacht das schon bezogene Zimmer im Motel 6 aufgegeben haben und nach Kingsland in Georgia weiter gefahren sind. Es ist also wenig überraschend, dass wir dort auch an Tag 6 unserer Reise aufgewacht sind, in einem geräumigen Zimmer mit Küchenzeile und Mikrowelle aber ohne Herd. Vermutlich ist es wichtig sich freizumachen von dem Wunsch, alles verstehen zu wollen. Anyway, Frühstück war inklusive und wer schon für Eindollarfünfzig ein Fass aufmacht, der greift auch das Hotelfrühstück ab. Wir fuhren mit dem Fahrstuhl ins Erdgeschoss, das hier first floor heisst. Unser Zimmer im third floor war also im zweiten Stock. Eigentlich hätten wir echt laufen können… aber wir haben intuitiv gehandelt und third floor hört sich nach zu vielen Stufen an. Nach einem abrupten Stop und einem hellen Glockenton schiebt die Fahrstuhltür auf und gibt den Blick frei auf den prominent in der Lobby platzierten automatischen Massagesessel, den ich mir schon am Abend vorher gemerkt hatte. Nun aber war er direkt besetzt von einer Dame in ihren besten Jahren, die genauso überrascht schien wie ich, wie ruppig der Massagesessel zur Sache ging. Was nicht fest war, schwang ordentlich hin und her. Von Würde konnte da keine Rede mehr sein. Als wir mit dem Frühstück fertig waren, nahm gerade ein drahtiger Mann im Massagemonster Platz und langte nach dem Bedienpanel. Die eingangs beschriebene Szene hatte er nicht beobachtet. Das kann ich daran festmachen, dass er seinen Kaffeebecher dabei hatte und wohl gedachte, den bei einer sanften Massage zu leeren. Wie das ausgehen würde war klar, wir konnten also aufbrechen.

Das Ziel für den Tag war Bluffton etwas nördlich von Savannah. Dort hatte e. kurzfristig ein kleines Gästehäuschen aufgetan, dass wir für zwei Tage gemietet haben. Das Häuschen ist charmant eingerichtet und die Gegend ist reizvoll. Die Nachbarn grüßen, es gibt keine Zäune und das Gästehaus abzuschließen ist nicht vorgesehen, es gibt keine Schlösser. Das Grundstück liegt an einer Bucht zum Atlantik und zu den Nachbarn ist weiträumig Platz. Aus den mächtigen alten Bäumen hängt in langen Bärten Spanisches Moos herab, dazwischen lichte Hecken, blühende Sträucher, verwunschene Wege und einladende Sitzgelegenheiten. Ein Steg führt hinaus zu einem kleinen Pavillon auf dem Wasser.

Lucy ist die Besitzerin, sie ist sehr freundlich und führt uns herum. Ich bin beeindruckt und frage mich: ist hier das Paradies? Lucy sagt nein, “that’s next door.” Humor ist mindestens notwendige, vielleicht sogar hinreichende Bedingung für das Paradies, denke ich.

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4 Responses to Is this paradise?

  1. Marco says:

    Traumhaft!

  2. cs says:

    Ab sofort lese ich den Blog nur noch ohne volle Teetasse in der Hand. Meine Tastatur kann nämlich nicht schwimmen.

  3. Kühne says:

    Hallo TE!

    mi parece que os americanos sao bem mais simpáticos do que os alemaes e sempre dispostos a bater um papinho, perguntar sua orígem e fazer uma conversa mole.!!!
    As fotos sao muito românticas!!
    Um abraco
    Maezinha/ Uschi

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