Ich kann nicht erkennen, was daran falsch sein soll. Natürlich ist die Sicherheit dahin und die Absprachen in Frage gestellt und dennoch, wer betroffen ist soll gehört werden. Das gilt um so mehr bei der schicksalhaften Frage, in welchem wirtschaftlichen Umfeld die Griechen in den kommenden Jahrzehnten leben wollen. 60% der Griechen lehnen das Sparprogramm ab, 70% wollen auf keinen Fall den Euro aufgeben [Quelle]. Heute ist kein Weg erkennbar, wie die Griechen das zweite ohne das erste haben könnten. Es ist aber auch nicht sicher, dass sie mit dem ersten das zweite behalten. Bevor aber überhaupt in naher Zukunft über Optionen abgestimmt wird, stellt nun der Ministerpräsident die Vertrauensfrage. Diesen Freitag hat also Griechenland vielleicht nicht nur kein Geld sondern auch keine Regierung mehr.
Griechenland hat Staatsschulden im Umfang von 360 Milliarden Euro oder dem 1,7-fachen aller im Land in einem Jahr hergestellten Waren und Dienstleistungen, Schwarzarbeit ausgenommen. Von den 360 Milliarden Euro sind 200 Milliarden in privatem Besitz, zum Beispiel 3 Milliarden bei der Commerzbank.Vor einigen Tagen wurde auf dem EU-Gipfel ein Schuldenschnitt von 50% auf diese 200 Milliarden vereinbart [Quelle], d.h. die privaten Gläubiger des griechischen Staates verzichten auf insgesamt 100 Milliarden Euro, die Commerzbank also auf 1,5 Milliarden Euro.
Dieser Verzicht ist freiwillig. Das ist wichtig, weil dadurch der Schuldenschnitt auf bestimmte griechische Staatsanleihen beschränkt und beherrschbar bleibt. Komplexe Finanzprodukte, z.B. die Versicherungen gegen den Ausfall der griechischen Staatsanleihen (“credit default swaps”) können nicht eingelöst werden und bleiben außen vor. Bei einer ungeordneten Insolvenz gibt es diese Einschränkungen nicht und ich glaube, daß es eine gewisse Wahrscheinlichkeit dagegen gibt, die sich dann ergebende komplexe Situation einigermaßen schadlos zu überstehen.
Lieber Tikay,
Lese jetzt erst die Seite des neuen Blogs und freue mich schon auf Deine “Alltagsgeschichten”: einfach …. genial erzählt
Allerdings habe ich einen Punkt: die BIP Berechnung der EU beinhalten eine Schätzung der Schwarzarbeit. Das ist ja z.B. in Italien das lustige der Staatsverachuldungsquote. Wenn der ital. Staat die Steuermoral nicht verbessern kann, dann werden die Dienstleistungen und Güter zwar innerhalb der Landesgrenzen produziert, der Staat sieht aber keine müde Mark davon.Sind Mafia-Dienstleistungen denn Mehrwertsteuerpflichtig?