Gestern hatten wir das Zimmer in unserem Motel in Midland noch für annehmbar befunden. Über Nacht aber ist die Toilette ausgelaufen und irgendwie, ach was solls, unser Zuhause ist Diego. Die Reise ging zunächst gen Norden und Texas hat uns damit beeindruckt, dass selbst auf den kleinen zweispurigen Landstraßen Tempo 75 erlaubt war, also 130 km/h. Da amerikanische Tachos die Geschwindigkeit recht genau anzeigen und deutsche eher zu viel (“Tachovoreile” ist das Fachwort, 10% + 4km/h sind zulässig. Ist doch klar, dass in Deutschland auch “ungenau” genau geregelt ist), ist das vergleichbar mit Deutschen 145 km/h und schon sehr ordentlich. Sehr ordentlich ist auch, was einem da so alles entgegenkommt an z.B. LKW mit Überbreite und Häusern in Gänze oder in Teilen. Ein Badezimmer zog an uns vorbei, ja, was soll man dazu sagen. Häuser zu versetzen ist für einen Amerikaner absolut im Raum des Vorstellbaren und für kleine Häuser auch im Raum der Möglichkeiten. Die meisten Häuser im Süden stehen etwas erhöht sozusagen auf niedrigen Stelzen, damit Luft darunter hindurchziehen und die Wohnräume kühlen kann. Diese Stelzen sind dann zwar fest mit einem Fundament verbunden, dennoch ist es möglich, diese wieder zu lösen. Hinzu kommt, dass Holzgebäude auch nicht zu schwer sind, mit dem LKW weggeschafft zu werden. Bei einem deutschen Einfamilienhaus mit Keller ist die Herausforderung größer.
Der Ilano Estacado ist dem Leser der Reiseerzählungen von Karl May bekannt. Er beschreibt die Ebene als brettebenes Hochland, in dem zur Orientierung der Reisenden Pfähle in den Boden getrieben wurden, damit sie sich nicht verlaufen (“Staked Plains”). Diese Pfähle seien dann von Banditen umgesteckt worden, um Reisende ins Verderben zu treiben und zu einer leichten Beute zu machen. Belegt ist beides nicht, weder Pfähle noch Umstecken.
Die Hochebene ist allerdings poliert flach, die Straße geht geradeaus und es gibt für den Fahrer wenig zu tun. Die Vegetation ist noch spärlicher geworden, es wächst kaum etwas außer wenigen Sträuchern und etwas trockenes Gras. Handyempfang gibt es nur noch in den Städten, Verkehr auch. Wir überqueren die Grenze zu New Mexico und haben wieder eine Stunde Zeit gewonnen, der Abstand zu Deutschland sind nun 8 Stunden. Mit diesem kleinen zeitlich Kniff schaffen wir es pünktlich zur Mittagszeit in das Dörfchen Artesia. Wir finden ein Italiener, der von Mexikanern betrieben wird. Das Essen war hervorragend und hätte in Berlin bestehen können. Richtung Westen geht es Meile über Meile weiter über die Hochebene, die in dieser Richtung minimal ansteigt und schließlich in die Berge beim Lincoln National Forest übergeht. Plötzlich sind wir mit Schnee konfrontiert und sind auf 2.600 Metern Höhe. Wir hatten gar nicht bemerkt, wie hoch wir gestiegen waren und wie kalt es geworden war. Unser erster Schnee dieses Jahr. In New Mexico. Na klar, wo sonst. Der Abstieg in die Tiefebene bei Alamogordo ist deutlich steiler, am Horizont können wir “White Sands” erkennen, das eigentliche Ziel für heute. Es wird dunkel, wir werden es nicht schaffen und bleiben in Alamogordo.
Von Artesia nach Alamogordo, White Sands ist Yellow:
In Osten New Mexicos ebenso wie im Westen Texas gibt es drei Dinge in großer Fülle: Unendlich gerade Straßen, Ölförderanlagen und zusammengeschossene Verkehrszeichen.
e. und ich vermuten, dass Diego noch nie Schnee gesehen hat. Er tollte ausgelassen herum, benahm sich albern und war nicht zu bremsen. Nur für das Foto stellt er sich dann da hin als ob er kein Wässerchen trüben könne.
Diego, Diego! Lasst Euch von dem Schalk nicht täuschen!





Gab es das mit den Stangen nicht auch bei Lucky Luke?
Wieder mal ein toller Bericht. Ich reise jeden Morgen mit Euch mit!
ich auch! Is wunderbar!
Ich auch!
Klingt toll!
Euer Bericht versüßt mir jeden morgen das aufstehen.
Fahrt vorsichtig!
Beijos