Es ist ziemlich viel falsch von dem, was wir in Deutschland über die USA zu wissen glauben. Ich will das an einem Beispiel festmachen. Ich weiß zwar, dass eine Schwalbe noch keinen Sommer macht, aber im Winter hat man sie ja trotzdem noch nie gesehen.
Zurück zum Thema: In den USA kann ein Mitarbeiter von seinem Arbeitgeber fristlos gekündigt werden, aus jedem Grund und auch ohne irgendeinen Grund. Aber, und hier wird es spannend, eine Kündigung darf nicht aus illegalen Gründen erfolgen. ‘Wrongful termination’ bedeutet, dass der Mitarbeiterin gekündigt wurde, weil sie schwanger war oder wegen der Hautfarbe, des Geschlechts, der Religion, der sexuellen Orientierung, wegen Krankheit, Behinderung oder Herkunft, weil sie ihre Rechte eingeklagt hat, den Arbeitgeber verklagt hat, weil er als Geschworener einberufen wurde oder sich zum Militaer gemeldet hat, oder , oder , oder. Die Liste ist lang und da ist für jeden was dabei.
In den USA können Anwälte auf Provisionsbasis arbeiten, d.h. eine – wie wir sie in Deutschland nennen – Kündigungsschutzklage kostet den entlassenen Arbeitnehmer dann zunächst nichts (und später eventuell eine Erfolgsbeteiligung). Für einen ehemalige Arbeitgeber, der nun nicht gut begründen kann, warum der Mitarbeiter entlassen wurde, ist das ein erhebliches Risiko.
In der Praxis ist es also nicht weit her mit “Hire and Fire”. Einen Mitarbeiter zu Kündigen ist ein aufwändiger Prozess, viel Arbeit, viel Dokumentation und am Ende ein Kampf mit vollkommen offenem Ausgang (genau wie in Deutschland auch). Regelmäßig wird lieber ein Aufhebungsvertrag angeboten und eine Abfindung gezahlt (genau wie in Deutschland auch).
Einen Unterschied allerdings gibt es: Bei Massenentlassungen steht nicht unmittelbar der Verdacht der Diskriminierung (denn darum geht es letztlich) im Raum. In dem Fall ist ein Arbeitnehmer seinen Job von heute auf morgen los. Das dauert in Deutschland etwas länger.
Einen zweiten Unterschied gibt es auch noch: Die Amerikaner sind (noch?) nicht auf die Idee gekommen, massenweise nur noch befristete Arbeitsverträge abzuschließen.
Offensichtlich kann aber auch ein Mitarbeiter in Kalifornien einfach eines Morgens beschließen, nicht mehr zur Arbeit zu gehen. Natürlich ohne dem Chef oder den Kolleginnen was davon zu sagen. Einfach nicht erscheinen. Davon träumt bestimmt in Deutschland auch der eine oder andere, aber würde er es auch hier machen?