Ich erinnere mich an die Rede von Barack Obama in Berlin, an der Siegessäule. Damals kandidierte er für das Amt des Präsidenten. Heute ist er Präsident und die Situation ist doch irgendwie ähnlich, er bewirbt sich um eine zweite Amtszeit. Er wirkt älter und er ist es ja auch. Manchmal scheint er auch etwas abgekämpft, zum Beispiel bei der ersten Fernsehdebatte. Sein zurückhaltender Auftritt hat ihn seinen bis dahin auskömmlichen Vorsprung in den Umfragen gekostet.
Ich hatte es verschiedentlich schon erwähnt: in den USA bekommt der Präsidentschaftskandidat, der die meisten Stimmen in einem Bundesstaat gewinnt, die Stimme aller Wahlmänner des Bundesstaates. Im Ergebnis bedeutet das, wer die Mehrheit der Wählerstimmen eines Staates bekommt, erhält die Stimmen aller Einwohner des betreffenden Staates.
Die Situation so kurz vor der Wahl ist nun die, dass Barack Obama in kritischen swing states (Staaten in denen die Stimmenverteilung etwa ausgeglichen ist) die Umfragen anführt, allerdings so minimal, dass es noch innerhalb der Fehlertoleranz liegt. Was sind die Themen des Wahlkampfes? Die hohe Staatsverschuldung, die schwache Konjunktur, die Pflicht zur Krankenversicherung ab 2014, der Arabische Frühling, die Iranische Bombe, das Verhältnis zu China. Was war nicht Thema? Verringerung der Treibhausgase, Guantanamo und Europa.
Die Wahl des Amerikanischen Präsidenten ist ein weltweites Ereignis und vielleicht sind die Folgen für das Leben der Menschen in Pakistan und Irak größer als für die in Kalifornien. Die ersten können sich nicht wehren, die zweiten wehren sich mit aller Kraft gegen Einmischung der Bundesverwaltung. Über wichtige Themen in ihrem Bundesstaat, in ihrem County und in ihrer Stadt stimmen die Kalifornier am 6.11. direkt selbst ab: Die Abschaffung der Todesstrafe, mehr Geld für Schulen und dem Bau einer Meerwasserentsalzungsanlage stehen (unter vielem anderem) zur Abstimmung an. So ist das hier, alle Macht geht vom Volke aus.
Was sonst? In Santa Cruz finden vom 1. bis 11. November die Coldwater Classics statt. Die weltweit besten Surfer zeigen ihr Können direkt entlang der Klippen am West Cliff Drive.
Links: Rede Obamas in Berlin – Hochrechnung zur US-Wahl – California Official Voter Information Guide – Coldwater Classics
Ein bisschen kritisch beäugen darf man, finde ich, die unglaublichen Geldbeträge, die im so einen Wahlkampf fließen. Und wozu das? Für mediale Totalpräsenz, die dann, wieder kritisch beäugt, Wähler in ihrer Meinung mal hierhin und mal dorthin treibt.
Was sagt uns das?
Kannst du deine Meinung an die große Menge der Mittelmäßigen bringen, ist deine Meinung aller Meinung.
Ich wäre für einen Führerschein, den man machen muss, bevor man überhaupt wählen darf. Übrigens nicht nur in Amerika.
Gottseidank ist’s Obama geworden!