Praktisch der gesamte Süden Floridas besteht mehr oder weniger aus Sümpfen, etwa ein Viertel davon ist als Everglades National Park als Schutzzone ausgewiesen und wird auf den ursprünglichen Zustand zurückgebaut, wo das erforderlich ist. Die Begeisterung für dieses Naturschutzgebiet vergrößert sich noch, wenn die Eindrücke etwas Zeit hatten. Der Anhinga Trail ist besonders hervorzuheben – wie ich auch gestern schon schrieb. Der Namensgeber ist er hier:
Der Anhinga gehört zu der Gruppe der Kormorane, er jagt Fische, indem er im Wasser nach ihnen taucht und sie mit seinem spitzen Schnabel aufspeert. Sein Gefieder ist nicht wasserabweisend, um keinen Auftrieb zu erzeugen. Zum Fliegen muss das Gefieder aber erst wieder trocknen. Es ist anscheinend nicht bekannt, welche Lebenserwartung der Vogel hat.
Der Anhinga Trail ist am Anfang des Nationalparks. Von dort geht es gut eine Stunde auf der Main Park Road bis nach Flamingo, rechts und links sind immer wieder Aussichtspunkte und Trails. Die Stadt Flamingo wurde im Zuge der Park-Renaturierung ebenfalls zurückgebaut, bis nur noch einige wenige Häuser unter anderem für die Parkranger standen. Dann kam 2005 der Hurrikan Wilma, und heute besteht Flamingo praktisch nur noch aus einem Campingplatz. Nach einer kleinen Bootstour haben wir zum Einbruch der Nacht den Rückweg in die Zivilisation angetreten. Während der Dämmerung fuhren wir durch einen Nebel aus Mücken, es hörte sich an wie eine Fahrt durch Regen.
Der Mazda hat sich an der Stelle mit uns einen kleinen Scherz erlaubt und das “Engine Warning Light” ging an. In so einer Situation ist ein Deo gut, das nicht gleich aufgibt. Diese Leuchte aber – das muss man wissen – ist bei Autos in den Staaten soetwas wie ein allgemeiner Hinweis auf alle möglichen durchweg kleineren Probleme. In unserem Fall stellte sich heraus, dass der Ingenieur der Reisegruppe den Tankdeckel nicht vernünftig zugeschraubt hatte, die Lusche. Offengestanden ist mir aber auch nicht bewusst, dass es in Deutschland dafür überhaupt eine Leuchte gibt.
Wir haben uns übrigens von den Namensvorschlägen frei gemacht und den Mazda “Diego” getauft.
Am Tag 2 unserer Reise ging es dennoch kurz zum Hondahändler zum Auslesen der Fehlermeldung (tatsächlich Tankdeckel, wie peinlich) und anschließend über die Interstate 75 an die Golfküste. Aufmerksame Leser werden bemerkt haben, dass der Blog unter dem Bild oben um eine Karte bereichert wurde. Ich werde mich bemühen, die Karte tagesaktuell zu halten. Ich denke, das spart uns jeden Morgen Zeit beim telefonischen Erläutern, wo wir denn genau sind. Heute also im Motel 6 in Venice. Die Beschreibung allerdings wird einen Tag früher enden, wir waren froh, gestern Abend in Sanibel Island ein einigermaßen bezahlbares Bett gefunden zu haben. Vorher allerdings haben wir die Golfküste bei Naples erreicht, eine der reichsten Städte der USA. Das Durchschnittseinkommen liegt drei Mal so hoch wie im Durchschnitt der USA. Bill Gates hat hier ein Haus, bei nur 22 Tausend Einwohnern könnte das schon die Erklärung sein. Naples ist aber auch eine sehr alte Stadt, jeder zweite Bewohner ist älter als 61 Jahre (Das bedeutet aber nicht, dass das Durchschnittsalter 61 ist).


Gute Idee, die Sache mit der Karte. Bin gespannt, ob Ihr auf der Route bleibt oder noch das eine oder andere am Wegesrand entdeckt, das Euch auf einen Umweg lockt.
Danke auch für den Hinweis zu Naples. Altersmäßig würde ich da ja bald hinpassen, am Reichtum arbeite ich noch.
Ach und ich dachte es sei genau andersherum.
Und was lernen wir aus der Peinlichkeit mit dem Tankdeckel? Beim nächsten Aufleuchtn e damit in die Werkstatt fahren lassen. 🙂
Okay, der war politisch inkorrekt. 🙂
“Diego” also – entgegen der bisherigen Bildungsvorschrift (=”Silke”) und scheinbar ohne großes Vorbild (Maradona?, früherer Star von Werder Bremen?) oder doch (der Löwe in “Ice Age”?)…
Jaja, der Löwe von Ice Age. Der einzige mir bekannte Film, in dem die Kultigste Figur keinen Namen hat: Das Säbelzahnhörnchen. Wie lässig ist das denn!