Was ist anders, Folge V, das Automobil

Das Thema ist also das Automobil, als Vehikel der Individuellen Mobilität, als Symbol des eigenen Status und als Grund sich zu verschulden. Ich erinnere mich an die Schränke voll mit Fahrzeugbriefen im Tresor der Deutschen Bank, hinterlegt als Sicherheit für einen Kredit, der längst deutlich höher war als der Wert des Fahrzeugs. “Dieses Fahrzeug gehört der Bank, aber sie lassen mich damit fahren.”, wer das im Kreis von Nachbarn und Freunden erzählte, dessen verpfändeter Fahrzeugschein war rosa und geschmückt mit goldenen Sternchen und blinkenden Herzchen.

Gefühlte Wahrheit ist, dass in den USA die PKW noch mehr auf Raten fahren als auf Rädern. Die Amerikaner scheinen einen ausgeprägten Hang dafür zu haben, sich zu verschulden. Folgerichtig wird in der PWK-Werbung die Leasingrate in den Vordergrund gestellt, neben, und das finde ich interessant, dem Verbrauch. Es ist ein Allgemeinplatz, dass die Fahrzeuge in den Vereinigten Staaten eine Winzigkeit größer sind als zum Beispiel in Italien. Aber obgleich der Spritpreis immer noch nur etwa halb so hoch ist wie in Deutschland, so hat er sich doch seit 2009 verdoppelt und diese relative Bewegung scheint für die Wahrnehmung wichtiger zu sein, als die absolute Höhe des Preises. Sparsamkeit ist seitdem das Verkaufsargument, Hybridfahrzeuge sind begehrt und der Toyota Prius ist ein Statussymbol, überboten nur noch von den sündhaft teuren, reinen Elektrofahrzeugen von Tesla. Aber mit diesen Kreisen haben wir keinen Kontakt, für die sind die Anleger am Richmond Yachtclub zu klein.

Gefühlte Wahrheit ist auch, dass hier das Auto ein Gebrauchsgegenstand ist. Kleinere Dellen oder Kratzer sind kein Grund für graue Haare oder langwierige Diskussionen bei der Rückgabe von Mietwagen. Für Funktionen wie “Spurhalteassistent”, “Radar-Abstandshalter” oder selbst “Scheinwerfer-Wisch-Wasch-Reinigungssysteme” aus dem Paket “Licht und Sicht” scheint in den USA keine Zahlungsbereitschaft vorhanden zu sein. Was für ein armseliges Autofahrer-Dasein.

Die Deutschen konfigurieren ihr neues Auto liebevoll und warten dann Monate darauf. Die Amerikaner gehen zum Autohändler und fahren vom Hof. Dann allerdings sehr oft mit “Pick-ups” (Das klingt doch nach “Klau-fix”, oder?) und als Grund für die Liebe zu dieser Fahrzeugklasse kann ich sagen: Ich weiß es nicht. Das Auto ist hinten offen, alles wird nass,  weht herunter (der Grund, warum die Highways so dreckig sind) oder wird geklaut. Was soll das? In der Werbung werden diese Kleinlaster von jungen Erwachsenen gefahren, in die Berge zum Beispiel und hinten mit Fahrrädern beladen. Und es stimmt natürlich, dass am Wochenende die Highways voll sind mit Fahrrädern auf Pick-ups, während der McDonalds vollsteht mit Kleinwagen. Aber nicht geparkt, sondern in der Schlage zum Drive-Through.

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2 Responses to Was ist anders, Folge V, das Automobil

  1. Marco says:

    Ich mutmaße mal, dass das historisch bedingt ist.

    Es war einmal eine Zeit, in der Tausende verarmte Greenhorns gen Westen aufbrachen, um ihr Glück oder zumindest ihr Auskommen zu finden. Am wichtigsten war dafür natürlich erstmal das Hinkommen, vorzugsweise in offenen Karren, damit die siebenköpfige Quäkerfamilie nebst dem Familienkleiderschrank ihren Platz fand.

    Ergo brauchte es einen, im wörtlichen Sinn, PS-starken Antrieb. Also nicht der dünne Klepper, sondern das dicke Pferd.

    Dafür hatte man natürlich kein Geld, sondern musste sich – in der Hoffnung auf fruchtbares Land im Westen – so ein bisschen dafür verschulden.

    Zeit hatte man auch nicht, ständig waren Indianer oder konkurrierende Glücksritter hinter einem her und bis man die eigene Scholle erreicht hatte, wurde nicht groß geparkt, sondern war mit Hab und Gut eher unterwegs als im Stillstand.

    Gewonnen hatte der, der das schnellste Pferd, die größte Ladefläche hatte und am schnellsten dort war, wo das Land verteilt wurde. Daran hat sich bis heute offenbar nichts geändert. 🙂

  2. AsK aus Z says:

    Dein Blog macht süchtig. Deine Was ist anders Folgen öffnen Herzen. Weiter so!

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