Fernsehen. Vielleicht nicht ganz oben auf der Liste, aber doch im oberen Bereich ist das mit einer der Gründe, warum wir eine eigene Wohnung brauchen: Um wieder keinen Fernseher zu haben. Ich kenne nur wenige Dinge, die potentiell sich so nachteilig auswirken auf die eigene Zufriedenheit wie ein Fernseher im Haushalt. Ich kann nicht sagen, woran das liegt, vielleicht am leicht verfügbaren, passiven Konsum zum Preis der unglaublichen Zeitverschwendung. Der Effekt verstärkt sich mit der Anzahl der Kanäle.
Eine Sache aber ist großes Kino beim Fernsehen (um mit dem Bild in der Medienlandschaft zu bleiben): Werbung für Medikamente, es gibt kaum bessere Unterhaltung. In Australien gab es damals diese Zigarettenwerbung in Zeitschriften, da stand über die untere Dreiviertel Seite weiß auf schwarzem Grund: “Rauchen wird dich töten!” und darüber ritt im letzten Viertel der Marlboro-Man-Cowboy durch die Prärie. Da war auch nicht gleich klar, ist das jetzt Satire oder was? Inzwischen ist der Marlboro-Man und zwei seiner Nachfolger an Lungenkrebs eingegangen, was Marlboro in der Drogenszene den Spitznamen “Cowboy Killer” eingebracht hat.
Zurück zu der Werbung für Medikamente. Das läuft so ab: Eine sympatische und irgendwie alterslose Person spricht in die Kamera über ihr tragisches medizinisches Problem, nämlich zum Beispiel, wie sie Nasenbluten bekommt, wenn sie da mit dem Daumen bohrt und wie sehr sie das in ihrem Leben behindert. Die Person berichtet dann weiter, wie sie schließlich ihren Arzt aufgesucht hat, der ihr “Foltiot” verschrieben hat und wie gut es ihr jetzt geht. Es folgen dann Bewegtbilder von der Person, wie sie im Wald spazieren geht, mit den Kindern oder dem Hund spielt oder andere Dinge tut, die einem Amerikaner nie in den Sinn kämen. Dazu (und das ist meine Lieblingsstelle) zählt eine Stimme aus dem Off die möglichen Nebenwirkungen auf: “Bei der Einnahme von Foltiot können Nebenwirkungen auftreten wie zum Beispiel Schweißausbruch, Hungeratacken, Haarausfall, Schlaflosigkeit oder extreme Müdigkeit, Herzrasen, kurzzeitige oder dauerhafte Orientierungslosigkeit, unkontrollierbares Wachstum der Fingernägel, zeitweiliger oder dauerhafter Verlust der Sehkraft, Nieren-, Lungen- oder Leberversagen, schwere Blutungen, dauerhafte Hirnschäden oder Tod. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob Foltiot für Sie das richtige ist! Sagen sie ihm, wenn sie früher einmal Hepatitis A, C, E oder J hatten. Nehmen Sie Foltiot nicht, wenn Sie schon einen Tauchunfall hatten, schwanger sind oder regelmäßig Fußpilz haben”. Dann strahlt wieder die alterslose Person in die Kamera und sagt etwas in der Gegend von: “Danke Foltiot, Du hast mein Leben verändert!”.
Naja. Dann mal her mit den Pastillen.
Die Werbng, die unfreiwillig komisch wird, sobald gesetzliche Bestimmungen darin verarbeitet müssen. So haben auch in Deutschland eine ganze Horde Arbeitsloser Schnellsprecher endlich einen Job bekommen, als es auf einmal hieß “Für Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.”
“FrRisiknunNebenwrkngnfrgnSeIrnArzoddaAppottekka”