In Deutschland verstehen sich die meisten Menschen als Deutsche. In den USA verstehen sich die meisten Menschen als von Deutschen abstammend. 15,2% der Amerikaner geben an, deutsche Vorfahren zu haben und damit wären die Deutschstämmigen die größte Volksgruppe in den USA. Meiner Meinung nach ist das aber weniger eine belastbare Tatsache als vielmehr ein Hinweis auf Vorlieben in der Darstellung der eigenen Vergangenheit. Bei zwei Eltern, vier Großeltern, acht Urgroßeltern, sechzehn Ur-urgroßeltern (und so weiter!) findet sich vermutlich in fast jedem Stammbaum ein Deutscher. Oder ein Italiener. Oder ein Ire. Wenn also so viele Amerikaner von Deutschen abstammen wollen, dann ist das vermutlich ein Indiz für ein gewisses Ansehen der Deutschen in den USA.
Die Vorgänge der letzten drei Tage lassen mich etwas klarer erkennen, warum das so ist. Ich will Euch die Details ersparen, nur so viel: e. und ich sehen uns plötzlich in einer Situation, in der wir nicht mehr nur auf die Katze Mika aufpassen. Die Katze gehört plötzlich gar nicht unseren Vermietern, eine Eigentümerin wohnt auf einem Boot und will aber die Katze nicht mehr. Dazu gibt es dann hier noch irgendwelche Geschichtchen und dort noch irgendwelcher Text. Im Ergebnis haben wir eine junge Katze am Hals, für die sich niemand mehr verantwortlich fühlt. Ich bilde mir ein, in Deutschland würde so schnell nicht so verantwortungslos mit jungem Leben umgegangen.
Anyway, e. und ich sind pappsauer und wir haben einen ordentlichen Streit mit unseren Vermietern vom Zaun gebrochen. Amerikaner haben deutscher Streitkultur übrigens wenig entgegenzusetzen. Am Ende weint unsere Vermieterin fast und ihr Mann steht betreten daneben. Aber es nützt nichts, die beiden können mit der Katze nicht umgehen und e. und ich haben ganz sicher andere Sorgen als jetzt unseren Hund an eine Katze zu gewöhnen und später dann mit einem Hund, einer Katze und womöglich noch einer Python sowie einem niedlichen Krokodil im zu kleinen Aquarium einen neuen Vermieter von unserer Seriösität zu überzeugen.
Tierheime nehmen keine Katzen mehr und so bleibt uns nichts anderes übrig, als eine Anzeige mit drei niedlichen Fotos ins Internet zu stellen. Zu den anderen Achzigmillionen Katzenbabys, die ein neues Zuhause suchen :
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Hi, I am Mika, a female kitten. I am just 8 weeks old and yet I have somehow a troublesome past. The first thing that I can remember is that I found myself in a box in the dogpark at Point Isabel. A friendly woman picked me up there and brought me to a woman in a wheelchair. I think I asked for too much playing and the woman in the wheelchair could not keep up and so I got back to the friendly woman and lived with her on a boat for some days. I can not really tell how it came that I am now at this home in El Cerrito but I understand that I cannot stay here.
I am looking for a caring home and a loving human, a garden would be so great. I do sleep a lot but also I do play for one or two hours a day. I sometimes overstep my boundaries while playing and I will need someone to teach me not to bite or to scratch (I am a fast learner!). I cannot remember having seen a vet at any point in my life. I am trained to use my litter box and I do get along with friendly dogs.
I know what it is like to be pushed around and I so much wish for a nice permanent home. If you care for me and teach me I will love you.
Why don’t you call e., she lives here with me: four-five-seven five-one-seven-two
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Wie das ausgegangen ist, erzähle ich Euch morgen.



Oh Mann. Ist das die sprichwörtliche Oberflächlichkeit der Amerikaner, die immer dann spontan zutage kommt, wenn es gilt ein bisschen Verantwortung zu übernehmen?
Oder bin ich da gerade in meinen eigenen Vorurteilen verheddert?
@ Marco: Letzteres…
Nur soviel zur Verantwortung von Deutschen gegenüber Katzen: unser erster Kater wurde von einer Frau in ihrer Wohnung eingesperrt, die der Meinung war, er gehöre niemandem. Nachdem der Kater das auf die Dauer nicht so lustig fand, hat sie ihn im Tierheim abgegeben, mit der Aussage, sie wolle ihn nicht mehr. Da hat ihn eine Familie abgeholt und sich rührend um ihn gekümmert, das fanden aber deren Nachbarn nicht so lustig und haben ihn wieder im Tierheim abgegeben, mit der Aussage, er gehöre niemandem (obwohl sie es besser wussten!). Es hat die Familie über eine Woche und etliche Nerven gekostet, das Tier wiederzufinden. Und da ging es um einen Kater, um den sich mehrere Menschen sehr gerne gekümmert hätten!
Bei Katzen trefft ihr ja unseren Soft Spot. Bei der Anzeige würden wir Eure Katze sofort adoptieren (wenn wir nicht schon eine hätten…).
Liebe Grüße und viel Glück bei der Geschichte!
P.S.: Die Story ist sicher gut für die PIs Deines Blogs. Du weißt ja: Kinder und Tiere sell…
Stimmt, ich erinnere mich. Und Ihr habt Jahre später durch einen Zufall erfahren, dass es Euren Kater noch gibt und das es ihm gut geht…
Krass!