Wir sind gestern abend erst schlafen gegangen, nachdem um 01:10 der Status des Lufthansa Fluges LH454 von Frankfurt nach San Francisco im Internet auf “abgeflogen” stand, keine Verspätung bis dahin. Heute morgen nun war die Ankunft der Boing 747-400 in SFO für 11:56 angekündigt, rund 40 Minuten vor der Zeit, sehr schön. Es regnet in Strömen, als wir uns um 10:00 Uhr auf den Weg machen, das Wasser läuft in breiten Bächen die Straßen herunter. E. ist zu der Zeit an der kanadischen Pazifikküste kurz vor Einflug in den US-Luftraum. Wir kämpfen uns auf der Bay Bridge im dichten Verkehr immer weiter hinein in das graue Nichts Richtung Flughafen.
Wir erreichen den Luftfrachtbereich um Elfhundertdreissig Uhr, LH 454 hat sich wieder verspätet und landet jetzt um Zwölfhundertfünfundfünfzig. Vor 13:30 wird der Hund nicht erwartet. Wir gehen essen, ich bekomme Hackfleisch im Sesambrötchen und e. bekommt auf ihre Frage nach vegetarischen Gerichten gesagt, das Hackfleisch könne natürlich weggelassen werden. Das klingt nur kurz nach einer guten Idee. Um 13:15 sind wir wieder vor Ort, E. ist angekommen, aber wir müssen erst mit den Papieren zum Zoll, Formsache. Schließlich werden wir in die Lagerhalle vorgelassen, E.s Transportbox steht mit einigen anderen Tierboxen auf einer Europalette, der Hund liegt zusammengerollt im hinteren Bereich und schaut mißtrauisch durch die Gittertür.
Wie mag das sein, 16 Stunden transportiert zu werden ohne zu wissen, warum und wohin. Wobei ich dabei unterstelle, dass E. sich diese Fragen überhaupt stellt, was nicht notwendigerweise der Fall sein muss. Von der Tierstation am Frankfurter Flughafen über das Vorfeld in den Cargobereich der 747, stundenlange Dunkelheit und unbekannte Geräusche, Turbulenzen vielleicht, Anflug und Landung, grelles Licht und Ausladen, Gabelstapler, Transporter, wieder Gabelstapler und schließlich die Lagerhalle. Eine Stunde steht sie hier, bevor aus dem Nichts und als erste e. am Gitter rüttelt.
Große Freude, die sich auf dem Parkplatz vor dem Gebäude steigert, der Hund ist außer sich und wir auch. Nach etlichen Minuten hält E. kurz inne, schaut sich um und schnüffelt etwas ratlos. Die Sonne hat den Regen inzwischen verdrängt, es ist warm.
E. geht es gut, sie geht noch immer gerne in ihre Transportbox. Was macht sie für sich aus den Ereignissen der letzten Stunden, aus unserem Auftauchen in der Lagerhalle, aus ihrem Aufwachen in einer taghellen Nacht, an einem sommerwarmen Wintertag? Was mag sie erlebt und gesehen haben? Wir werden es nicht erfahren. Es ist schön, dass sie da ist.
Danke CS.
Auf geht’s zum fröhlichen Backenhörnchenjagen.
“…das Wasser läuft in breiten Bächen die Straßen herunter.”
Das Wohnen auf einem Hügel / Berg hat auch Vorteile!
Wie schön!!! ich freu mich für Euch!!!!