Downtown Santa Cruz, CA

Am Mittwoch Vormittag gegen 9 Uhr. Ein obdachloser schiebt sein beladenes Fahrrad auf dem Bürgersteig die Pacific Avenue hinunter. Eine Politesse kommt ihm auf ihrem dreirädrigem Park Enforcement Interceptor entgegen. Der Obdachlose winkt ihr zu, sie stoppt kurz und die beiden unterhalten sich zwischen zwei geparkten Autos hindurch. Er sagt irgendwas, die Politesse lacht und sagt dann “Take care“. Er antwortet “Have a good day“, die Politesse braust davon.

Nach amerikanischer Vorstellung ist obdachlos, wer fuer mindestens eine Nacht kein eigenes Zuhause hat und bei Familie, Freunden oder im Hotel/Motel unterkommt, im Auto oder im Freien uebernachtet. In der milden Form fuer einige Tage passiert das vielen Amerikanern im Laufe ihres Lebens, etwa beim Umzug, zwischen Mietvertraegen oder nach dem Verkauf des Hauses und bevor etwas neues gefunden ist. Daraus entstehen dann Geschichten wie “Vom Obdachlosen zum Millionär” oder “In den USA waren letztes Jahr 2,5 Millionen Kinder obdachlos”.

Aber man soll sich auch nicht täuschen, Obdachlosigkeit ist ein massives Problem in Santa Cruz County. Bei der letzten Erhebung waren über 3.500 Menschen obdachlos und das bezogen auf eine Bevölkerung von 260.000 Menschen (im County). Vor 10 Jahren und vor dem Bau des Obdachlosenheims waren es halb so viele. Ich schätze, dass im Stadtbild von Santa Cruz etwa 3 mal so viele Obdachlose auftauchen wie in Berlin.

Nach Ansicht vieler hat das mit dem milden Klima hier zu tun, mit der liberalen Bevölkerung und nicht zuletzt auch mit den guten Sozialleistungen, die – Ihr wisst es schon – in den USA jeder Landkreis selbst festlegen kann.

Der typische Obdachlose in den USA ist männlich, über 30 Jahre alt, gehört einer ethnischen Minderheit an, ist unverheiratet und lebt in einer Großstadt. An einem beliebigen Tag sind in den USA etwa 600.000 Menschen obdachlos (etwa 0.2% der Bevölkerung), die meisten in Kalifornien (etwa 170.000 oder 0.4% der Bevölkerung. In Deutschland sind es 240.000 oder 0.3% der Bevölkerung.) Obdachlosigkeit ist also in den USA weniger verbreitet als in Deutschland und in Deutschland weniger als in Kalifornien.

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