Das Meldegesetz

Gestern hatten wir zum Abendessen Besuch einer amerikanischen Freundin. Sie ist in Rente und hat uns vor einigen Wochen Zugang zu dem für die Öffentlichkeit gesperrten Ano Nuevo State Park verschafft, wo sie als Freiwillige arbeitet und die Seeelefanten schützt. Sie ist ordentlich in der Welt herumgekommen und hat lange in Bolivien gelebt. Zuletzt war sie Teil des Wahlkampfteams für Barack Obama in Florida. Sie ist ein kurzweiliger Gesprächspartner und sie liebt Deutschland und vor allem Berlin. Im Gespräch kommt irgendwann nebenbei zur Sprache, dass in Deutschland der Wohnort behördlich angemeldet werden muss. Unser Gast ist fassunglos entsetzt und wir versuchen vergeblich, den Sachverhalt ins richtige Licht zu rücken. Dann kommt die Frage: “Ist das noch ein Relikt aus der Nazizeit?”

Nach § 16 Absatz 1 Melderechtsrahmengesetz wird übrigens auch gemeldet, wer in Hotels, Beherbergungsstätten, Zelten, Wohnwagen oder Wasserfahrzeugen übernachtet, in Krankenhäusern oder in Pflegeheimen. Wenn Ihr also “geheim” unterwegs seid, müsst Ihr im Gebüsch schlafen.

Ich verstehe inzwischen auch nicht mehr, warum wir Deutschen uns von unseren Behörden so überwachen und gängeln lassen.

Aber die Behörden sind ja auch die Guten. Das waren sie schon immer.

Nichtwahr?

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3 Responses to Das Meldegesetz

  1. cs says:

    Dafür lassen die Amis niemanden ins Land, der nicht eine Adresse angeben kann. Also geheimer Urlaub im Gebüsch geht auch nicht.

  2. Marco says:

    Naja, als die Nazis abgeschafft wurden, hatte die Deutsche Obrigkeit ja immer noch den innigen Wunsch, ihre Volksgenossen zu kontrollieren. Um Getsapo und SS gebracht, hilft da ja nur sowas. Immerhin, die Amerikaner dürfen ja dank CIA jederzeit die Mails scannen und bedürfen daher so schwachsinniger Gesetze nicht.

  3. DS says:

    Ich bin fest davon überzeugt, dass die amerikanischen Behörden mit minutengenauer Sicherheit wissen, wo die Dame sich gerade bewegt – interessant wird’s dann besonders bei falschen Schlagwörtern* am Telefon oder in ihren E-Mails. Da braucht’s auch gar keine offizielle Meldepflicht…

    * Soll ich hier auch mal welche einbauen? 🙂

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