Die Wahl ist vorbei und Obama ist auch für die kommenden vier Jahre Präsident der USA. Das ist das inzwischen allgemein bekannte Ergebnis und es ist auch der Endpunkt der spannendsten Wahlnacht meines Lebens. Wir waren mit Freunden bei Freunden von Freunden zum Abendessen eingeladen. Alle Fernseher liefen und ebenso einige Laptops und Tablets mit den neuesten statistischen Hochrechnungen. Gegessen wurde auch, ja, aber eigentlich ging es um die Wahl. Speziell natürlich um die des Präsidenten, aber auch um die Wahl der Senatoren, den Stand in den Abstimmungen zu den Prepositions des jeweiligen Staates und nicht zuletzt auch um die Vorhaben in County und Stadt. Die Wahllokale schließen um Acht Uhr abends und unmittelbar danach beginnt die Auszählung, mit den Zeitzonen von Osten nach Westen. Bei vielen Bundesstaaten ist das Ergebnis schon vor der Wahl klar. Aber bei den Swing States wird die Angelegenheit zu einer Schlacht der Statistiker: Immer mehr Wahlkreise melden die Ergebnisse der Wahl, das Kräfteverhältnis der Kandidaten verschiebt sich kontinuierlich und die Statistiker rechnen laufend die Wahrscheinlichkeit für den Gewinn des ganzen Bundesstaates für den einen oder den anderen Kandidaten.
Als in Kalifornien die Wahllokale schlossen, waren die USA schon zur Hälfte rot oder blau eingefärbt und Obama hatte schon einige kritische Staaten gewonnen. Es sollte nur noch 22 Minuten dauern, bevor die ersten Statistiker Obama den Sieg in Ohio zusprachen. Das führte sofort zu heftigen Diskussionen auf allen Live-Nachrichtensendungen, denn es bedeutete den uneinholbaren Gesamtsieg. Die Experten diskutierten hitzig, derweil in den folgenden wenigen Minuten mehr und mehr Statistiker zu dem Schluss kamen, dass Obama Ohio gewonnen hatte. Am Ende gab selbst der ultrarechte Nachrichtensender Fox auf und räumte ein, dass Romney keine Chance auf die Präsidentschaft mehr hatte. Obama hatte gewonnen.
Es dauerte dann noch zwei Stunden, bis Romney in einer kraftlosen und kurzen Ansprache seine Niederlage einräumte. Es heisst, er habe unter Schock gestanden und außerdem sei keine Rede für diese Situation vorbereitet gewesen. Obama jedenfalls war vorbereitet und fügte der Liste der guten Reden eine weitere hinzu.
Ein guter Tag und ein spannender Abend.
P.S.: Florida hat noch einige Tage gebraucht herauszufinden, wie seine Bürger abgestimmt haben. Knapp für Obama.
Das ist echt ein Event da drüben, nicht wahr?
Man vergleiche das mit Deutschland. Politiker tun im Vorfeld das Maximum, sich so uninteressant wie möglich zu machen. Vorzugsweise werden dafür die Straßenzüge der Republik mit deren Antlitzen zugepflastert. Die Wahlsprüche darauf haben nie ein Marketingbüro von innen gesehen.
Aber dann…
Fernsehspot “Parteien zur Wahl”. Habt Ihr Euch das mal angeguckt? Das schockt wirklich! Bibel-TV ist beste Unterhaltung dagegen. Gekrönt wird das ganze dann unmittelbar vor der Wahl mit einem sogenannten TV-Duell. Darüber kann ich leider nichts sagen, denn ich bin das letzte Mal eingeschlafen dabei.
Gut, dass die Bäckereien sonntags aufhaben, denn Brötchen holen muss man sowieso. Dann kann man auch mal eben auf dem Weg ins Wahllokal. So kommen dann unsere Wahlbeteiligungen von immerhin knapp über 50 % zustande.
Spätestens zu den Tagesthemen um 21.45 Uhr ist alles erledigt. Dazwischen gab es ein paar Balkendiagramme.
Und nach der Wahl ändert sich sowieso nichts.
Einfach unaufgeregt, das.