Mir ist schon klar, dass Beiträge ohne Bilder im Grunde achtlos beiseite gelegt werden. Bilder werden verlangt, bewegte im Ideal. Genauso trist wie das tumbe Bewältigen langer Buchstabenreihen ist auch die Suche nach einem Auto in den USA. Hinzu kommt, dass wir uns zum ersten Mal auf einem Gebiet bewegen, in dem wir uns nicht mehr auskennen. Wie funktioniert Autokauf in den Staaten? Worauf ist zu achten, was ist anders? Woher bekommen wir eine Versicherung? Bekommen wir die Karre überhaupt zugelassen, wenn wir keinen Wohnsitz in Florida haben?
Zunächst haben wir uns rasch eingeschossen auf ein japanisches Fabrikat, nicht zuletzt wegen der guten Erfahrungen mit dem Mazda 626, der außer Sprit, Öl und neuen Bremsbacken trotz seines biblischen Alters nie irgendwelche Ansprüche angemeldet hat. Derweil in den Oberklassewagen aus Stuttgart oder München schon in jungen Jahren alle möglichen Lämpchen angehen oder ausfallen. Ich weiss aus sehr zuverlässiger Quelle von einem 6-jährigen Münchener Modell, da hätte ohne den kompletten Austausch des zentralen Kabelbaums die Warnung “Niveauregulierung defekt” nie den Weg ins Cockpit gefunden. Ein US-Autohändler meinte zum Thema deutsche Autos: “There is too much going on”. Leider sehen die meisten Amerikaner das so, daher sind japanische Autos reichlich teuer, gefolgt von amerikanischen Modellen. Letztere sind zwar nicht besonders zuverlässig, aber immerhin noch vom letzten Mechaniker in Texas mit einer Rohrzange und etwas Paketklebeband wieder instandzusetzen. Am absolut unteren Ende der Preisskala entstehen unter Volkswagen (“Wee-Dabbelju”) auf Autohöfen wunderschöne kleine Naturbiotope (“Maintenance nightmare”).
Autohändler gibt es hier in der Gegend reichlich. Ich möchte die nach unseren Erfahrungen der letzten Tage in drei Gruppen einteilen: mit guten Willen beim Bewerter einigermaßen seriös, unseriös und vollkommen unseriös. Die erste Gruppe sind Neuwagenhändler, die Gebrauchtwagen in Zahlung nehmen und davon die guten an Kunden weiterverkaufen und die schlechten an die Gruppen zwei und drei weiterverschieben. Die unseriösen aus zwei und drei dengeln das Vehikel notdürftig wieder zusammen und dann gilt: Jeden Morgen steht ein Dummer auf, man muss ihn nur finden. Die unseriösen unterscheiden sich von den vollkommen unseriösen dadurch, dass erstere eine gewisse Größe erreicht haben, in engen Grenzen um ihren Ruf fürchten und gelegentlich brauchbare Fahrzeuge vorhalten. Die vollkommen unseriösen dagegen verkaufen den Auto-Bodensatz an Menschen ohne Geld und ohne Bonität, und sie verdienen daran bis zu 30% Zinsen.
Wir kommen um die Gruppe “Eins” der seriösen Autohändler nicht herum, schon weil nur die in der Lage sind, ein Fahrzeug in Florida für Kalifornien zuzulassen. Dabei ist zu beachten, dass der Wagen “California Smog Certified” ist, d.h die dort strengen Abgasregeln erfüllt. Das lässt sich auf einer Abgasplakette im Motorraum ablesen und traf vollkommen wahllos über Marken, Baureihen und Baujahre verteilt auf etwa jeden zweiten von uns untersuchten PKW zu. Die Autohändler glotzten dabei alle ungläubig und sagten “Man lernt nie aus” oder Derivate davon. Die Historie der Fahrzeuge wird US-weit bei Carfax erfasst, jede Wartung, jeder Unfall, jeder Wechsel des Besitzers. Dort kann jeder für 30 USD den Bericht abrufen. Die ungefähren Preise eines Fahrzeugs stehen in Deutschland in der Schwacke Liste, die hier Kelly Blue Book heisst.
Für alle, die sich nicht für Autos interessieren: Das Wetter ist etwas kühler geworden, vor allem nachts wird es empfindlich kalt bei Isolierungen auf Baumhausniveau. Ach, was soll das, wer sich nicht für Autos interessiert, hat es nicht bis hierher geschafft.
Also zurück: Vielleicht haben wir einen gefunden.
Oh my god!
Besser Fahrradfahren?