Ihr erinnert Euch an die Geschichte vor einigen Tagen, von der Maus, vor der sich unser Hund so fürchtet? In der Sache gibt es neue Informationen. Und ich bin nicht sicher, wie ich die neue Lage für Euch vernünftig ausleuchte.
Es hat bisher hier nur am Rand Erwähnung gefunden, dass unsere Vermieter auch Hunde haben, zwei Dackel nämlich. Julia ist die alte und graue Dackeldame und Mutter von Giovanni. Zu Giovanni kann ich nicht so viel sagen, er steht meistens irgendwo herum und macht weiter nichts. Wenn er sich bewegt, dann weil er woanders herumstehen will. Julia dagegen ist ein eigener Charakter, sie bewegt sich langsam, sie simuliert alle möglichen Gebrechen durch Anheben der rechten Pfote, sie quietscht viel, sie bettelt um Mittleid, sie bewegt sich mit einer weinerlichen Haltung durch ihr Leben.
Heute klopft unser Vermieter an unsere Tür, er ringt etwas um Worte und kommt dann mit der Sprache raus, er wirkt noch immer tief betroffen: Julia hat letzte Nacht im Haus eine Ratte erlegt.
Das ändert alles, unsere Einschätzungen von den Ereignissen der nämlichen Nacht, unser Bild von der grauen Dackeldame und das Ausmaß der Ungeziefersituation hier. Unser Vermieter macht sich darüber auch keine Illusionen, wo eine Ratte ist, da sind auch weitere, vermutet er. Wie schön, dass wir nur mieten.
Oh, wo seid Ihr da nur hingeraten?
Der nächste Schritt ist dann die Beulenpest.
Der Ausblick ist vollkommen richtig. We keep you posted…
Perfekt wäre, wenn Ratten Ameisen fräßen. Tun sie aber vermutlich nicht, alternativ könntet Ihr euch noch irgendwas aus der Nahrungskette dazwischen zulegen. Dann schrumpft das Problem “Ameise” und für das Problem “Ratte” habt Ihr ja Julia. Vielleicht lässt sich ja auch Giovanni irgendwie motivieren.
Mal im Ernst: Aufgewachsen in einem kleinen märkischen Dorf glaube ich noch zu wissen, dass Ratten dann weiterziehen, wenn man ihnen die Nahrungsgrundlage entzieht. Schaut euch mal um, wo Essensreste entsorgt und Lebensmittel gelagert werden.
Und noch eine kleine Ergänzung aus deiner alten beruflichen Heimat: Im Intranet wurden vorgestern Hausratten zum Kauf angeboten. Inzwischen ist das Angebot gelöscht.
Bei meinen Recherchen zu dem Thema bin ich auf den Spruch “Die Ratten verlassen das sinkende Schiff” gestossen. Bisher habe ich immer interpretiert: “Da ist jemand kostenlos mitgefahren und nun, da es brenzlig wird, als geht er als erster.” Es war aber wohl füher nicht unüblich, dass Holzschiffe deswegen gesunken sind, weil Ratten Löcher in den Rumpf gefressen hatten. Also ist mit dem Spruch eher gemeint: “Da flieht jemand vor dem Problem, dass er selbst verursacht hat”.
Flucht setzt die Überwindung von Trägheit voraus…
Gottseidank (für die Betroffenen) ist Managementversagen hier nicht Thema.
Nein, ganz im Gegenteil: Die Arbeitsebene (Julia) hat das Problem direkt erkannt und ohne Aufforderung durch Entscheider und Abstimmung mit dem Betriebsrat selbstständig erledigt. Jeder kriegt eben die Mitarbeiter, die er verdient! Herzlichen Glückwunsch an euren Vermieter!