Es ist vermutlich nur fair und ausgleichend, wenn in der Diskussion um unzureichende Regulierung des Waffenbesitzes in den USA auch über die unzureichende Regulierung der Geschwindigkeiten auf deutschen Autobahnen gesprochen wird. Bei beiden Themen kommt die Vernunft nicht durch, weil die Bevölkerung sich in ihrer Freiheit eingeschränkt sieht. Hinzu kommt, dass die NRA (National Rifle Association) ebenso wie der ADAC starke Lobbyorganisationen sind, mit denen sich kein Politiker gerne anlegt. 160 im Regen ist im Grunde die deutsche Version des Familienvaters mit der Pumpgun: In der Regel geht das gut, aber irre ist es schon.
Das Land Brandenburg hat einer Studie 2007 festgestellt, dass 15% aller PKW auf der A9 über 230 Km/h fahren. Auf dem Abschnitt der A24 zwischen Berlin und Wittstock/Dosse sind die Unfallzahlen um 66% zurückgegangen seitdem die Geschwindigkeit im Jahr 2002 nach einem schweren Unfall mit 6 Toten auf 130 km/h begrenzt wurde. Auf der A2 zwischen Ziesar und Wollin gibt es auch keine schweren Unfälle mehr, seitdem dort Tempo 130 gilt. Tempo 130 auf deutschen Autobahnen bedeutet 200 bis 300 weniger Tote pro Jahr, 10 bis 20.000 weniger Verletzte, und 2 Millionen Tonnen weniger Kohlendioxid.
Tempolimit wird kommen, ebenso wie strenge Waffengesetze in den USA. Es kann dauern, aber letztlich setzt sich Vernunft durch. Das hat sie ja auch schon, fast überall.