Über diese Kreuzung führt der einzige Weg zum Point Isabel Dog Park. Es ist eine der in Kalifornien reichlich vorhandenen “four (two / three / all) way stop”. Ich hatte vor einem Jahr schon über diese Form der Verkehrsregelung berichtet und meine Begeisterung ist ungebrochen. Vorfahrt als mit der Hupe durchsetzbares Recht gibt es nicht, niemand hat Vorrang. Alle sind gleich, alle müssen anhalten und alle dürfen danach fahren, alle der Reihe nach. Und das funktioniert.
Das funktioniert, weil es getragen wird von der Idee der gegenseitigen Rücksichtnahme und der Bereitschaft, sich mit anderen Menschen auseinander zu setzen. “All way stop” gibt es außerhalb der USA auch in Kanada und in Südafrika, Schweden immerhin hat es versucht.
Auf dem Weg zum Einkaufen im Safeway heute Mittag erreicht mich ein Anruf aus Deutschland. Der Anrufer war erstaunt, dass ich am Sonntag einkaufe und ich war erstaunt, dass der Anrufer erstaunt war. Der Safeway in El Cerrito ist brandneu und die Mitarbeiter wirken stolz auf den modernen Verkaufstempel. Einkaufen kann dort natürlich jeder, aber nur der Besitzer der Safeway-Card kann einen Teil des Einkaufspreises mit der Überlassung privater Daten an die Statistikabteilung bezahlen. Die wissen über uns inzwischen besser Bescheid, als wir selbst. Denn während wir noch glauben, einzigartige Individualisten zu sein, kann Safeway uns der breiten Datenspur zuordnen, die vor uns schon tausende gezogen haben. Vermutlich wird Safeway inzwischen wissen, welche Salami mir schmecken würde, ähnlich etwa, wie LastFM.com weiss, dass auch Linkin Park mag, wer Placebo hört. Safeway kennt meine Datenspur, weiß wo ich darin stehe und wie der wahrscheinliche weitere Verlauf ist. Habe ich ein Auto, ein Haus, Familie oder einen Hund, wie viel etwa verdiene ich und wie alt werde ich? Wenn Safeway das nicht weiss, dann habe ich nur noch nicht genug eingekauft. Und das ist nur ein Supermarkt und keine Kreditkartenfima. Die positive Seite ist, dass ich alleine heute 1,16 USD gespart habe, nur weil ich diese Safeway-Card habe. Ey, ich hab Safeway so abgezogen, die haben ja keine Ahnung!
Wie recht Du hast… Am Wochenende stand in der Süddeutschen (in einer Sonderseite über die Datenklauer von Google und Facebook), dass “das US-Warenhaus “Target” … anhand von Kundendaten … prognostiziert, was man kaufen wird, weil es … schon weiß, dass ein Teenager schwanger ist, bevor es ihr Vater weiß.”
Damit das aber nicht so auffällt, schicken sie neben den Coupons für Windeln und Babykleidung auch welche für Rasenmäher und Weingläser, zur Tarnung.
Soll heißen:
1. Achtet mal drauf, was so an Werbung kommt… (kam nicht der Flyer für Hundehustensaft bereits gleich nach dem Blog, dass der Hund bald angekommen sein wird??)
2. Ihr könnt ja absichtlich abwegige Dinge erwerben, um Eure Datenspur zu verwischen 🙂
Ihr fehlt mir…!!!
Das kann man noch weit treiben.
Ich wäre ja dafür, Bereiche des eigenen Grabsteins schon zu Lebzeiten für “Ads” zu vermieten. Dann steht da sowas wie “In ewiger Erinnerung […] wo er doch die Safeway-Salami so liebte, die es übrigens jetzt für 1,99 USD im Angebot gibt”.
Hey, das ist die Geschäftsidee! 🙂