Heute vor fünf Jahren sind wir in Fort Lauderdale gelandet. Hinter uns lagen anderthalb Jahre Leben in Kleinmachnow bei Berlin (und Arbeiten beim Flughafen) und vor uns lag der Roadtrip von Florida nach Kalifornien.
Fünf Jahre später leben wir in Kalifornien als wäre es nie anders gewesen. Was nicht heißt, dass mir nicht bewusst ist, was ich damals gedacht habe.
- Ich habe gedacht, die Qualität des Essens ist gering. – Und das ist vielleicht auch richtig fuer viele Gebiete in den USA, den ‘food deserts‘. Es ist nicht richtig fuer das Silicon Valley und Santa Cruz. die Qualität der Lebensmittel im Supermarkt ist mindestens auf deutschem Niveau. Bei frischem Obst und Gemüse ist die Auswahl grösser bei Biolebensmitteln ist die Auswahl deutlich grösser. Allerdings gibt es nie Kohlrabi. Hmmm… Kohlrabi. I miss you! (No, I don’t).
- Ich habe gedacht, das Leben in den USA sei stressiger. – Es ist viel entspannter, es ist mehr Platz, die Menschen sind toleranter und rücksichtsvoller. Niemand hupt herum, weil er sich im Recht wähnt. Deutsche Gene sind tief in mir drin, wenn da jemand seinen Hund frei am Strand herumlaufen lässt oder seine Drohne über unser Grundstück fliegt. Aber die Wahrheit ist doch: Leben und leben lassen.
- Ich habe gedacht, das Arbeitsleben in den USA sei Stressiger. – What can I say, die Arbeitsbedingungen sind definitiv besser. Dazu hatte ich schon ausführlich geschrieben. Aber gearbeitet wird hier mehr als in Deutschland, die OECD gibt für die jährliche Arbeitszeit an: USA 1790 Stunden, Deutschland 1393 Stunden. (Ich habe in Deutschland 40 Stunden pro Woche gearbeitet, das sind mit 10 Feiertagen und 6 Wochen Urlaub 1800 Stunden. Wie der Durchschnitt da auf weitere 400 Stunden (10 Wochen) Freizeit kommt, ist mir nicht klar. Sei aber jedem gegönnt).
- Ich habe gedacht, das Sozialsystem sei deutlich schlechter. – That is a mixed bag. Die Rentenversicherung ist deutlich besser, die Ansprüche sind höher und die Transparenz ist grösser. Zudem ist die Krankenversicherung ab 65 kostenlos. Die Kosten der Krankenversicherung sind aber grundsätzlich hoch, sehr hoch. Astronomisch. Allerdings ist die Versorgung auch gut, wenn auch nicht so viel besser, als das die preisliche Differenz zu Deutschland gerechtfertigt wäre. Arbeitslosengeld gibt es nur für 6 Monate und bis zu maximal 1800 USD pro Monat. In Deutschland ist das doppelt so viel, sowohl in der Höhe als auch in der zeitlichen Dauer. Wer arbeitslos wird, sollte das lieber in Deutschland tun.
Leben in den USA – Es ist wirklich anders als gedacht und vor allem anders als Leben in Deutschland.
Und beides ist gut.