Der Blick zurück

Die Woche ist um und es ist so nicht geblieben. Der Job ist gekündigt und die Wohnung auch. Wir sind abgebogen. Der bisherige, gut befestigte Weg verläuft noch drei Monate weitgehend parallel aber ohne Verbindung hinüber oder herüber. Dann allerdings biegt unser Weg scharf ab und ich habe kaum Vorstellungen davon, wo er hinführt.

Die Reaktion auf unsere Entscheidung sind im Grunde wie auch schon beim ersten Mal. Vielleicht sind unsere Verwandten und Freunde etwas gelassener, sie kennen das schon.

Mein Chef war überrascht, meine Kollegen sind erstaunt: Kündigungen kommen bei “uns” praktisch nicht vor, obwohl Umfragen offenlegen, dass die Mitarbeiter sehr unzufrieden und Teamleiter teilweise sogar frustriert sind. Warum ist die Situation trotzdem stabil und die Mitarbeite im Schnitt 17 Jahre dabei? Erklärungsversuche:

1) Die Arbeitsbelastung ist sehr gering, die Mitarbeiter sind auf nahe Null heruntergebremst, verlegen ihren Schwerpunkt auf private Vorhaben und finden sich mit der Situation ab.

2) Der Arbeitgeber gilt als sehr sicher, das Unternehmen gehört der öffentlichen Hand und ist örtlicher Monopolist. Es gibt einen sehr starken Betriebsrat.

3) Die Mitarbeiter sind überdurchschnittlich alt und haben Angst vor neuem oder die Mitarbeiter sind sehr lange schon dabei und haben Angst vor der “freien Wirtschaft” oder die Mitarbeiter sind schon immer dabei und kennen nichts anderes.

On an unrelated note: Es soll ja Unternehmen geben, die nach EBITDA gesteuert werden. Das steht für earnings before interest, taxes, depreciation and amortization. Also Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Da kann jedes Jahr ausgelassen gefeiert werden, denn ohne Berücksichtigung von Zinsen, Steuern und Abschreibungen sieht es oft noch gut aus, auch wenn der Kahn bis zur Brücke unter Wasser steht.

Einiges bleibt also, obwohl es nicht gut ist. Das menschliche Beharrungsvermögen in schlechten Situationen ist groß. Aber nicht grenzenlos. Der Ökonom Herbert Stein formuliert:

Was nicht ewig weitergehen kann, wird irgendwann aufhören.

Und ich mache den Anfang mit dem Aufhören.

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3 Responses to Der Blick zurück

  1. AK aus Z says:

    All dreams can come true, if you have the courage to pursue them…

    Ich drück euch für euer grosses Vorhaben ganz fest die Daumen!

  2. Janna says:

    Euer Mut und Eure Abenteuerlust werden belohnt werden.
    …und wir begleiten Euch von Zeit zu Zeit dabei!
    Bonne chance, liebe Freunde!

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