Also, in Zürich. Und zwar zum ersten Mal. Sowohl in Zürich wie auch in der Schweiz. Ein sehr niedliches Städtchen, sehr klein, sehr ordentlich und sehr sauber. Die mittelalterliche Altstadt ist etwas, was es in den ganzen USA nicht zu sehen gibt, hier an der Westküste sowieso nicht. Kaum etwas ist hier älter als 150 Jahre. Die Innenstadt von Zürich ist allerdings auch spektakulär eng, klaustrophobisch fast. Ein Dodge Ram 3500 Bighorn kommt durch die Gassen jedenfalls nicht mehr durch. Folglich müssten Amerikaner in Zürich zu Fuß einkaufen gehen. Das wird ihnen nicht gefallen und daher leben dort auch keine.
Amerikanern wird auch auffallen, dass viele Schweizer rauchen und auch sehr viel rauchen, der blaue Dunst ist allgegenwärtig. Das macht die Stadt nicht zum idealen Ort für Familien mit Kindern und deswegen leben dort auch kaum welche. Die Stadt hat sich darauf eingestellt, wer mit Kinderwagen unterwegs ist, die arme Sau, kommt schon kaum noch irgendwo durch, Poller, Treppen und enge Aufzüge sind die gängigsten Hindernisse, aber auch Kopfsteinpflaster und nicht abgesenkte Bordsteine sind verbreitete Schikanen. In die Straßenbahn muss der Kinderwagen über drei Stufen gehoben und anschließend über einen einen Meter hohen Niro-Haltegriff gewuchtet werden. Zu viert geht das ganz ordentlich, zu dritt ist es etwas knifflig. Im Taxi fehlen Kindersitze, der Fahrer schlägt vor, das Kind einfach festzuhalten. Ja, sehr guter Plan. Oder einfach mit Paketschnur am Dachgepäckträger anbinden. Bei diesen Bedingungen ist es auch nicht sehr wahrscheinlich, dass eine Familie mit Kleinkind je irgendwo hinkommt. Folglich sind in Restaurants Kindersitze eher die Ausnahme denn die Regel und in unserem Hotelzimmer im 6. Stock war die Balkonbrüstung so angebracht, dass ein Kleinkind drunter durch krabbeln kann, ohne sich den Kopf zu stoßen.
Versteht mich nicht falsch, Zürich ist eine schöne Stadt. Fahrt mal hin solange ihr keine Kinder habt oder wenn die aus dem Haus sind und bevor Ihr einen Rollstuhl braucht.
Dummerweise das Absicht.
In Europa ist es angesichts der rundherum zusammenbrechenden Wirtschaftssysteme doch so, dass deutsche, französische, englische und andere Wirtschaftsflüchtlinge sehr gern in der Schweiz würden leben wollen. Da das lustige Alpenland jedoch eine begrenzte militärische Möglichkeit hat, die ganzen Schmarotzer draußen zu halten, greift man auf perfidere Methoden zurück.
Neben dem Zermürben bestimmter Bevölkerungsgruppen (keine Alten, keine während des Kleinkindstadiums Kosten verursachende Familien) zahlt man in der Schweiz dann für den Döner 12 Euro und allein das reicht aus, um unliebsame Gäste fernzuhalten.
Darauf müssen andere Europäer erstmal kommen. Derweil lacht sich der Schweizer eins und verkauft seine Toblerone gewinnbringend auf den Flughäfen dieser Welt. Zum alt Werden oder Kinder kriegen kann man dann ja immer noch woanders hinziehen.
Köstlicher Beitrag!!!