Wo liegt Deutschland nochmal?

Wir bekommen die Geschichte erzählt, wie unser Gegenüber einst als amerikanischer Tourist in einer deutschen Wirtsstube in Heidelberg saß und “Ein Kwell, bitte.” orderte. Die Bedienung versteht nicht und ihr Kollege auch nicht. Der Wirt kommt vor und klärt auf Englisch: Der Gast möchte ein Glas Wasser. “How did you come up with ‘Ein Quell’?” Fragt er hinzu. “Well, that is what Siegmund said to Sieglinde when he was thirsty?” Der Wirt versteht nicht, der Gast hilft weiter: “Die Walkure? Rischard Wagner?”

Aha.

Meine Friseurin hat nur skizzenhafte Vorstellungen von der Welt jenseits der Sierra Nevada. Mit Deutschland verbindet sie, dass es schon recht weit weg ist, bestimmt. Und das ist die eine Seite der amerikanischen Schulbildung, wer nicht will, der lässt es eben bleiben. Auf der anderen Seite des Systems der frühzeitigen Förderung, der flächendeckenden öffentlichen Bibliotheken, der Stipendien und der Spitzenuniversitäten haben viele Amerikaner ein beeindruckendes breites und tiefes Wissen. Da wird am Grill über die Parteienlandschaft in Brasilien diskutiert, über die Probleme entlang des Kongo oder wer die Stadt Trier gegründet hat (es waren der Sage nach die Assyrer und nicht etwa die Römer, ein gängiger Fehler…).

Ich schalte mich dann wieder auf, wenn es um die Eurokrise geht, aber wie heisst noch gerade der aktuelle französische Außenminister?

Mir wäre es auch lieber, die Amerikaner wären alle dumm. Da wäre so viel einfacher. Aber die Lage ist leider eine vollkommen andere.

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One Response to Wo liegt Deutschland nochmal?

  1. Marco says:

    Das beruhigt mich ja sehr, dass hier auch mit den in mir verankerten Vorurteilen aufgeräumt wird.

    Ich hatte schon immer etwas Angst. Schließlich spielen die Jungs mit Atomwaffen herum.

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